01 Start zu den Inselwelten
Der Deichgraf – Wächter über Ebbe und Flut (Bronze-Skulptur von Bildhauer Carsten Eggers).
Als Dank an alle, die sich für die Sicherheit der Deiche verdient gemacht haben. Der Deichgraf bewacht die Gezeiten, um Grundstücke vor Sturmfluten und Hochwasser zu schützen.
So steht es auf der Gedenktafel am Fuße des „Deichgrafen“, der unverkennbar die Züge des ehemaligen Deichgrafen Helmut Barwig trägt. Seit 2001 steht er auf dem Deich auf Krautsand und begrüßt alle Gäste, die mit dem Tidenkieker die Tour „Inselwelten – stille Buchten und weite Strände“ unternehmen wollen. Auch er ist ein Tidenkieker.
02 Die Elbinsel Krautsand
Auch Krautsand, wo die Tidenkieker-Tour “Inselwelten” startet, lag 1575 lag noch mitten im Strom und ist damit schon die erste Insel auf der Tour. Die Gezeiten Ebbe und Flut, aber auch Stürme haben die Inseln verschoben, zerrissen oder zu neuen Inseln verbunden. Die meisten Elbinseln mit ihren stillen Buchten, in denen schon der Pirat Klaus Störtebeker im 14. Jahrhundert gelauert haben mag, waren ursprünglich Sandbänke, die nur bei Niedrigwasser zu sehen waren. Viele Sände erhöhte der Mensch im 20. Jahrhundert künstlich. Der Tidenkieker mit nur 50 Zentimeter Tiefgang kann an den weiten Stränden anlegen, etwa am Naturreservat Schwarztonnensand.
03 Rund um das NSG Rhinplate
Die Rhinplate ist eine Insel in der Elbe auf der Höhe des schleswig-holsteinischen Glückstadt und unsere zweite Insel auf der heutigen Tour.
Die Rhinplate war noch im 19. Jahrhundert eine vom Elbestrom geformte, natürliche Sandbank, die vor der Hafeneinfahrt von Glückstadt lag. Durch den Ausbau der Elbe und dem damit einhergehenden Bau eines Leitdammes vor rund 50 Jahren bekam die etwa 5 km lange Insel ihre heutige Gestalt.
Mittlerweile ist die ursprüngliche Sandbank nahezu vollständig mit Röhrichten bzw. einem Auwald bewachsen, so dass von Glückstadt aus der Blick auf das Hauptfahrwasser der Elbe versperrt bleibt; dennoch wird die Insel zeitweise noch ganzflächig überflutet. Mit etwas Glück ist eine Adlersichtung möglich.
Das mit 460 ha größte Naturschutzgebiet im Kreis Steinburg ist das NSG „Rhinplate und Elbufer südlich Glückstadt“, eine von der Tide beeinflusste Flussuferlandschaft.
04 Radarturm Rhinplate-Süd an Steuerbord
Auch wenn alle optischen Navigationshilfen wegen zu schlechter Sicht ausfallen, ist ein relativ sicherer Verkehr auf der Elbe mit Hilfe des Radarleitsystems möglich. Von der Elbansteuerung bis Wedel stehen Radarstellen wie etwa in St. Margarethen, Freiburg, Rhinplate-Süd, Pagensand und Hetlingen.
Der Turm der Elbinsel Rhinplate bei Glückstadt steht am Südende und hat eine Bauwerkshöhe von 81 m. Das Quermarkenfeuer befindet sich auf der unteren Plattform des Radarturms in 15 m Höhe.
Der Radarturm stellt folgende Richtfunkverbindungen her: Wedel – Rhinplate, Pagensand – Rhinplate und Rhinplate – Brunsbüttel.
05 Tonne 86 vorm Strand von Bielenberg
Die Orientierung im Küstenbereich wird tagsüber durch Seezeichen erleichtert. Seezeichen erleichtern die Ansteuerung von Häfen oder warnen vor Gefahrenstellen. Man unterscheidet zwischen festen, starr mit dem Grund oder Land verbundenen Seezeichen (z.B. Leuchttürme) und schwimmenden Seezeichen (z.B. Feuerschiffe und Tonnen).
Für ein von See kommendes Schiff gilt die rechte Fahrwasserseite als die Steuerbordseite. Die hier ausgebrachten Tonnen sind grün, die auf der linken Fahrwasserseite (Backbordseite) liegenden Tonnen sind rot. Die Beschriftung der Tonnen findet der Navigator in der Seekarte wieder und kann so genau die Position des Schiffes bestimmen. Hauptfahrwassertonnen tragen fortlaufende Nummern von See beginnend, die Roten gerade, die Grünen ungerade Nummern. Im Hintergrund der Tonne 86 liegt der kleine Strand von Bielenberg, Gemeinde Kollmar, der bei Einheimischen immer noch als Geheimtipp gilt.
06 Land in Sicht – Landgang Schwarztonnensand
Die dritte Insel auf der Tour Inselwelten ist Schwarztonnensand, seit 1985 ausgewiesenes Naturschutzgebiet und nur mit einer Sondergenehmigung zu betreten. Sie befindet sich auf der niedersächsischen Seite in der Unterelbe. Der Name könnte mit der früheren Farbe der Fahrwassertonnen auf der Steuerbordseite zu tun haben. Die waren nämlich bis Mitte des 20. Jahrhunderts schwarz und nicht wie heute grün.
Die Insel war bis 1967 eine nur bei Niedrigwasser sichtbare Schlickbank, die erst mit dem Sand aus der Elb-Fahrrinne zu einer hochwasserfreien Insel aufgespült wurde. Hinzu kam die Begrünung durch das Anpflanzen von Gebüschstreifen und Auwaldgehölzen. Die Insel Schwarztonnensand eignet sich besonders gut für die ungestörte Naturentwicklung, weil sie schwer zugänglich ist. Im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen für die Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe wird das Naturschutzgebiet deshalb durch verschiedene Massnahmen deutlich aufgewertet.
07 Die Insel im Strom
Der Strand von Schwarztonnensand lädt zu einem kleinen Strandspaziergang ein. Wenn der Tidenkieker an der Nordspitze anlandet und die Fahrgäste über die Gangway an Land gehen, betreten sie unberührten Boden. Bei jeder Flut wird der Strand überspült und alle Spuren im Sand werden wieder weggewaschen.
Deutlich zu sehen ist hier, wie Binsen und Schilf das Ufer der Insel auf natürliche Weise befestigen. Aus der einst vegetationslosen Sandbank wurde im Laufe der Zeit eine Insel mit dichter Vegetationsdecke, bestehend aus Trockenrasen, Gras- und Staudenfluren.
08 Fundstücke aus der Elbe
Bei einem solchen Spaziergang findet man schon mal das ein oder andere Strandgut. Meist sind es Federn, bizarre Hölzer und Steine.
Aber man kann auch schon mal Reste der Chinesischen Wollhandkrabbe finden. Diese ursprünglich in China beheimatete Krabben-Art wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt. In der einheimischen Fauna mancher Flüsse hat sich das Tier mittlerweile trotz Bekämpfung durch den Menschen als Neubürger (Neozoon) fest etabliert. Die Krabbe bekam ihren Namen, weil insbesondere die ausgewachsenen männlichen Tiere einen dichten „Haarpelz“ an den Scheren tragen, der die Art unverwechselbar macht.
Das kurioseste Fundstück war jedoch ein Backenzahn eines größeren Säugetiers. Konnte vor Ort leider nicht mehr zugeordnet werden …
09 Freier Fall bei Hatecke
Die Hatecke Werft aus Drochtersen ist ein weltweit führender Hersteller von Rettungsbooten.
1903 gründete der Bootsbaumeister Wilhelm Hatecke die Werft in Dornbusch am Ufer der Elbe. 1970 baute das Unternehmen neue Produktionsanlagen am jetzigen Standort Krautsand. Bereits 1983 wurde hier das erste Freifall-Rettungsboot entwickelt, gebaut und erfolgreich erprobt.
Rund 300 Beschäftigte (2017) fertigen hier jährlich bis zu 500 Rettungsboote. 2008 stieg das Unternehmen in den Markt für Rettungsboote von Passagierschiffen ein und baut heutzutage 60 Prozent aller weltweit benötigten Rettungsboote für Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von bis zu 460 Personen. Die Familienwerft in der vierten und fünften Generation produziert alle Boote und Aussetzvorrichtungen ausschließlich am Standort Drochtersen-Krautsand.
10 Weite Strände
Nach der dreistündigen Fahrt zu den Inseln und stillen Buchten der Elbe kehren die Gäste entspannt zum Anleger Krautsand zurück. Und auch hier empfängt sie ein phantastischer Sandstrand, an dem sie diese Fahrt und das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen können.
Bei einer Tasse Kaffee oder einem Fischbrötchen in der StrandZeit können sie mit den Füßen im Sand den Blick über die Elbe schweifen lassen und den Containerriesen hinterher schauen bis sie am Horizont verschwinden.
Vielleicht wird aber auch schon die nächste Fahrt mit dem Tidenkieker geplant.