01 Start im Stader Hafen zu den Schilfparadiesen
Direkt aus der Stader Altstadt, die Schwinge hinunter und dann quer über die Elbe: Die Tour “Schilfparadiese” führt vorbei an beeindruckenden Containerschiffen in das ehemals größte Süßwasserwatt Europas, die Haseldorfer Binnenelbe. Wie viele andere ökologische wertvolle Wattbereiche ist das Gebiet zu einem großen Teil zum Schutz vor Sturmfluten und zur Sicherung landwirtschaftlicher Flächen eingedeicht worden. Ein Ausflug ins Reich der Schilfrohrsänger und Seeadler lohnt aber immer noch. Viele der 30.000 Wassersportler an der Elbe halten die Haseldorfer Binennelbe für das schönste Revier. Auch vom Hafen Haseldorf aus startet der Tidenkieker gelegentlich, soweit es die Gezeiten zulassen.
02 Die Schwinge hinunter
Die Schwinge ist ein 28,7 Kilometer langer, linksseitiger Nebenfluss der Elbe in Niedersachsen. Sie entspringt im Hohen Moor bei Mulsum auf der Stader Geest. Von hier fließt sie in einem weitgehend natürlichen, mehr als 20 Kilometer langen Oberlauf zur Hansestadt Stade. In Stade liegt der ca. 1000 Jahre alte Hansehafen an der Schwinge. Seit 1792 wird hier der Oberlauf durch das Siel an der Salztorschleuse vom Tidefluss getrennt; hier beginnt der Unterlauf der Schwinge, welcher bei Stadersand nordöstlich von Stade bei Elbkilometer 654,8 in die Unterelbe mündet.
Trotz der Eindeichung werden die Ufer des Unterlaufs von schmalen Streifen außerordentlich seltenen Süßwasserwatts gesäumt. Von der Elbe bis zur Salztorschleuse in Stade ist die Schwinge eine 4,6 Kilometer lange Bundeswasserstraße, auf den ersten 700 Metern bis zur Saline-Verladestelle der Klasse IV, ab da der Klasse II. Auf ihr gilt die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung, zuständig ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg. Alle an der Schwinge gelegenen Orte sind seit der Fertigstellung des Schwingesperrwerks nahe der Mündung im Jahr 1971 besser gegen Hochwasser durch Sturmfluten geschützt.
Vom Spätmittelalter bis in die 1950er Jahre wurde die Schwinge durch Ewer für den Gütertransport genutzt. Heute dominiert dagegen der Freizeit- und Sportbootverkehr die Schifffahrt auf dem Unterlauf, oberhalb von Stade ist die Schwinge nicht schiffbar.
03 Raus auf die Elbe
Als Orientierung für die Ansteuerung der Schwingemündung dient der rot-weiß gestreifte Leuchtturm Unterfeuer Stadersand. Die Einfahrt ist schmal; auf dem Leitdamm steht eine Barke mit Zylindertoppzeichen, sie hat nichts mit dem Unterfeuer zu tun. Die starke Tidenströmung ist hier zu beachten. Die Ein-/Ausfahrt ist mit einem Hornsignal anzukündigen.
Der rotweiß gestreifte Turm, der aus ca. 1,20 Meter hohen Betonringen besteht wurde 1958 erbaut und ist seit Juni 1959 in Betrieb. Zu einer Richtfeuerstrecke gehören immer ein Unterfeuer und ein Oberfeuer. Durch die Deckung der beiden Feuerstrecken kann genau die Richtung bestimmt werden. Auch im Zeitalter moderner Satellitennavigation spielen die Leuchttürme immer noch eine große Rolle für die Navigation – auch für die Großschiffe.
Das Oberfeuer steht 785 m vom Unterfeuer entfernt (siehe 4). Beide Türme hatten früher eine Gürtelleuchte, die im Dezember 1986 durch Präzisionssignalscheinwerfer mit automatischem Sechs-Halogenlampen-Wechsler ersetzt wurden. Die beiden Betontürme wurden im Sommer 2013 saniert und die Feuer auf LED-Strahler umgebaut, die mit Solarstrom betrieben werden. Die LED-Scheinwerfer sind außen am Geländer montiert. Im Inneren des Turmes führen 172 Stufen bis zum Laternenhaus.
An der Elbe gibt es zwischen Cuxhaven und Hamburg ca. 80 Leuchttürme.
Die geographische Position 53°37’42“ N – 09°31’39“ E
Nenntragweite U-F.: 14 sm.; O-F.: 16 sm.
Höhe des Feuers U-F.: 20 m; O-F.: 40 m , die Kursrichtung ist S
04 Ein stillgelegtes Kernkraftwerk und ein leuchtendes Feuer
Das Kernkraftwerk Stade (KKS) wurde von 1972 bis 2003 in Stadersand nahe der Schwingemündung an der Elbe betrieben. Es liegt an der südlichen Uferseite der Unterelbe in der Gemarkung der Hansestadt Stade in Niedersachsen, etwa 30 km westlich von Hamburg. Es war mit einem Druckwasserreaktor ausgestattet.
Es gehört zu den ersten kommerziell genutzten Atomkraftwerken in Deutschland. Als Vorreiter gab das Kernkraftwerk außer Strom auch Wärme an die benachbarte Saline ab. Am Freitag, dem 14. November 2003 um 8.31 Uhr wurde das Kernkraftwerk Stade offiziell stillgelegt. Es war das erste nach dem Atomausstieg stillgelegte Kernkraftwerk Deutschlands und befindet sich zurzeit im Rückbau Phase 4.
Der Rückbau des Kraftwerks seit Oktober 2005 gliedert sich in 5 Phasen, die bis 2015 hätten abgeschlossen sein sollen; der Betreiber E.ON veranschlagte im März 2011 hierfür zunächst 500 Millionen Euro.
Mit Stand März 2017 wird davon ausgegangen, dass der Rückbau bis zum Jahr 2023 dauern wird. Die Rückbaukosten wurden zu diesem Zeitpunkt auf eine Milliarde Euro beziffert.
Rechts davon sieht man das Oberfeuer Stadersand. Das Oberfeuer, ebenfalls ein Betonturm, steht 785 m südöstlich vom Unterfeuer (3) entfernt, auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Stade. Die Vorgänger der heutigen Leuchttürme aus dem Jahr 1897 wurden am 5. August 1959 gelöscht und anschließend abgerissen.
Georgraphische Position 53°37’18“ N – 09°31’50“ E
05 Der kleine Kohn
Bevor der Tidenkieker das Dwarsloch und damit die Einfahrt in die Haseldorfer Marsch erreicht, passieren wir auf der Steuerbordseite den Leuchtturm Julssand.
Der weiße Turm an einem weißen Wohngebäude steht auf einer Warft am Elbufer, an der Nordwestseite des Juelssandes. Der seit 1704 bewohnte Juelssand war früher einmal eine Elbinsel. Nördlich ist die Mündung der Haseldorfer Binnenelbe. Durch Sandanschwemmungen und Veränderungen des Flussbettes ist der Altarm der Unterelbe verlandet, so dass die ehemalige Insel heute direkt mit der Hetlinger Schanze verbunden ist. Seit 1984 gehört Julssand zum Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland und ist ein bedeutendes Rast- und Brutgebiet für Zugvögel.
Der im Jahr 1896 gebaute Leuchtturm wurde anfangs mit Petroleum, ab 1928 mit einem Gasglühlichtbrenner betrieben. 1965 wurde das Feuer elektrifiziert und 1967 automatisiert, sodass die letzte Leuchtturmwärterin „Oma Eilers“ das Diensgebäude verlassen konnte. Bis zum 11. Januar 2010 war er das älteste in Betrieb befindliche Leuchtfeuer an der Unterelbe, dann wurde sein Feuer endgültig gelöscht. Heute steht der Leuchtturm mitten im Naturschutzgebiet und ist für Besucher nicht mehr zu erreichen. Im Jahr 2017 wurde der alte Leuchtturm Juelssand, der auch „Kleiner Kohn“ genannt wird, an einen privaten Investor aus Hamburg-Finkenwerder verkauft.
06 Vorbei am Hafen Haseldorf
Ist man am ehemaligen Leuchtturm Julssand vorbei und etwas ins Dwarsloch eingefahren, werden schnell die Masten vom Haseldorfer Hafen erkennbar. Eingebettet zwischen dem Landschaftsschutzdeich und einem kleinen Waldstück liegt ein kleiner Wassersporthafen. Er ist über das Dwarsloch und die Haseldorfer Binnenelbe mit dem Elbehauptstrom verbunden. Dies bedingt die Tidenabhängigkeit des Hafens und lässt ihn bei Niedrigwasser vollständig trockenfallen.
Es wird dringend empfohlen den Tidenkalender zu beachten und den gesetzten Priggen zu folgen.
Auch vom kleinen Hafen Haseldorf fährt der Tidenkieker zu genau festgelegten Zeiten.
07 Durch die Haseldorfer Binnenelbe
Das Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland liegt in der Wedel-Haseldorfer Marsch. Es erstreckt sich etwa 15 Kilometer entlang der Elbe von Wedel bis zur Pinnaumündung. Dieses Gebiet wurde 1984 unter Naturschutz gestellt und hat eine Größe von ca. 2160 Hektar und ist somit eins der größten Naturschutzgebiete Schleswig-Holsteins.
In diesem Bereich der Elbmündung sind die Tiden der Nordsee noch wirksam (Ästuar), und von dem ursprünglichen amphibischen Lebensraum sind hier auf großen Flächen Süßwasserwatten, Priele, Inseln und feuchte Uferbereiche erhalten oder nach der Ausweisung als Schutzgebiet im Jahre 1984 wieder entstanden. Von den früher genutzten Flächen wird ein Teil als Grünland weiter bewirtschaftet, um Wiesenvögeln und Wintergästen einen Brut- und Nahrungsraum zu bieten.
Insgesamt sind im NSG zahlreiche Habitate für seltene und gefährdete Arten vorhanden. Im Naturschutzgebiet brüten, bedingt durch die erfolgreiche Entwicklung des Gebietes in den letzten Jahren, wieder zahlreiche Vogelarten, darunter auch gefährdete wie z.B. Bekassine, Blaukehlchen und Wanderfalke. Dass das Naturschutzgebiet ökologisch intakt und interessant ist, zeigt die Ansiedlung des Seeadlers, Deutschlands Wappenvogel. Herausragende Bedeutung hat das Gebiet auch für Zehntausende von Rast- und Zugvögeln, die im Herbst und im Frühjahr auf ihrem Zug hier einkehren.
Das Naturschutzgebiet gilt als großes ornithologisches Rast- und Brutgebiet im Raum der Unterelbe.
08 Schilfparadiese der Haseldorfer Marsch
Das Schilfrohr ist das größte unserer einheimischen Gräser und eine weit verbreitete Sumpfpflanze, die bis zu 4 m hoch werden kann. Sie wird auch allgemein als Schilf bezeichnet. Die Vermehrung erfolgt in starkem Maße durch die bis zu 20 Meter langen Ausläufer sowie durch niederliegende, sich an den Knoten bewurzelnde Halme. Ganze Schilfbestände stellen oft nur eine einzelne Pflanze dar.
Schilfrohr ist bei uns an stehenden und fließenden Gewässern sehr häufig. Es bevorzugt nicht zu kalte Schlick-und Schlammböden. Es bildet dichte Säume und dringt bis zu mehr als Metertiefe in das freie Wasser vor. Große Schilfbestände bieten zahlreichen Tieren Schutz und tragen wesentlich zur zur Selbstreinigung der Gewässer bei. Die Art spielt bei der Verlandung von Gewässern eine große Rolle. Zwischen den dichten Halmen sammelt sich mit der Zeit viel Schlick und abgestorbenes Material. Allmählich rückt die Verlandungszone immer weiter ins offene Wasser vor. In der Antike war das aus einem Schilfstängel geschnittene Schreibrohr jahrhundertelang das wichtigste Schreibgerät. Dünne Matten aus Schilfrohr dienen zur Beschattung von Gewächshäusern, dickere als Wärmedämmung oder Windschutz. Die Art wird auch zur dekorativen Gestaltung von Uferpartien als Zierpflanze und zur Landgewinnung (z. B. im IJsselmeer) eingesetzt.
Schilfrohr spielt vor allem eine Rolle als Naturbaustoff. Es dient in Form von Reet als Dachdeckmaterial und in Form von mehrschichtigen Schilfrohrplatten oder einfachem Schilfrohr als Putzträger im Lehmbau. Das Schilf nimmt keine Feuchtigkeit auf und verrottet daher nur langsam, es ist stabil und aufgrund seiner griffigen Oberflächenstruktur ein ausgezeichneter Putzgrund.
09 An Land im Naturschutzgebiet Pagensand
Wenn Wind und Wasser mitspielen hat man die Möglichkeit in Pagensand an Land zu gehen. Die Insel steht seit 1997 unter Naturschutz und gehört zu den besonders wertvollen Flora-Fauna-Habitat EU-Vogelschutzgebieten. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterhält auf Pagensand eine Vogel-Beobachtungsstation mit einem Vogelwart.
Die Elbinsel Pagensand ist 5,8 km lang und 520 ha groß. Sie liegt zwischen der Pinnau- und der Krückaumündung vor den Außendeichsflächen der Seestermüher Marsch und ist von dieser durch die „Pagensander Nebenelbe” getrennt. An der westlichen Inselseite verläuft das Hauptfahrwasser der Elbe. Die Insel gehört zur Gemeinde Seestermühe im Kreis Pinneberg. Ein kleiner Teil im Norden liegt in der Gemeinde Kollmar im Kreis Steinburg, ein sehr kleiner Teil der Südspitze der Insel in Niedersachsen.
10 Spaziergang auf Pagensand
Ein Spaziergang über die Insel ist schon etwas Besonderes. Nachdem der Tidenkieker abgelegt hat wandert die Gruppe einmal quer über die Insel, um auf der Elbseite wieder an Bord gehen zu können.
Pagensand, der Name bedeutet Pferdeinsel, war ursprünglich nur eine vom Elbstrom geformte natürliche Sandbank. Im 19. Jahrhundert wurde sie mit einer benachbarten Insel vereint. Die größte Veränderung erfuhr Pagensand im 20. Jahrhundert. Die Insel wurde durch Aufspülungen im Zuge der Elbvertiefung zwischen 1910 und dem Beginn des 2. Weltkrieges um das Fünffache vergrößert. Die letzten Aufspülungen von Elbschlick und –sand wurden im Herbst 1999 abge- schlossen. Auf den aufgespülten Flächen sind im Laufe der Zeit Magerrasen sowie heide- und dünenähnliche Bereiche mit speziellen Pflanzen entstanden. Diese Bereiche dienen heute einigen charakteristischen Vogelarten als Brutgebiet. Die Feldlerche kommt hier sehr zahlreich vor. Besonders für Vogelfreunde ein interessanter Spaziergang.
11 Industrie im Blick
Am Strand von Pagensand angekommen hat man einen wunderschönen Blick auf die Elbe und am Horizont auf den Seehafen Stade. Der Seehafen Stade (Stade-Bützfleth) liegt im Ortsteil Bützfleth der Hansestadt Stade. Der Hafen ist 60 sm von der Nordsee entfernt (gemessen ab Elbe 1) und kann Schiffe mit einer Länge von bis zu 270 m und 14 m Tiefgang abfertigen. Der mittlere Tidenhub im Bereich des Hafens beträgt 3,1 m. Der Hafen besteht aus einem Nord- und einem Südpier, die ausschließlich für den Werksumschlag der ansässigen Industrieunternehmen genutzt werden, sowie einem Nordwest-Kai.[1]
Im Seehafen Stade werden aktuell vor allem Bauxit für das Aluminiumoxid-Werk importiert und Chemikalien von Dow Chemical verladen. Außerdem werden Baustoffe wie Sand, Kies oder Ton umgeschlagen. Im Jahr 2016 wurden im Seegüterverkehr rund 5,7 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, davon 3,05 Mio. t feste Massengüter (–4 %) und 2,65 Mio. t flüssige Massengüter. 4150 Personen waren 2010 direkt vom Seehafen Stade abhängig beschäftigt.
Abgeschlossen ist die erste von zwei Ausbaustufen des Seehafens Stade durch den landeseigenen Hafenbetreiber Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG. In der Endstufe sollen umfangreiche Container- und Schüttgutkapazitäten geschaffen werden.
12 Im Fahrwasser der Riesenpötte
Und manchmal hat man Glück und Riesenpötte ziehen am Tidenkieker vorbei. Hier die AIDAsol, ein Kreuzfahrtschiff der britisch-amerikanischen Carnival Corporation & plc. Das Schiff wurde als zweites Schiff der modifizierten Sphinx-Klasse auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut und ist seit der Ablieferung im März 2011 für die speziell auf den deutschen Markt ausgerichtete Konzernmarke AIDA Cruises im Einsatz.
Für den operativen Kreuzfahrtbetrieb ist Costa Crociere in Genua verantwortlich, weshalb sie wie die anderen AIDA-Schiffe unter italienischer Flagge fährt. Als erstes Schiff der Flotte wurde die AIDAsol dafür ausgerüstet, während der Liegezeit im Hamburger Hafen mit Landstrom versorgt zu werden.
Länge 253 m
Breite 32 m
Tiefgang max. 7,3 m
Besatzung 611
Passagiere 2686
Kabinen 1097
Höchstgeschwindigkeit 21,8 kn
13 Hochwasserschutz durch das Schwinge Sperrwerk
Das Schwingesperrwerk liegt an der Mündung der Schwinge in die Unterelbe bei Stadersand. Es ist Teil des Hochwasserschutzkonzeptes an der von den Gezeiten beeinflussten Tiedeelbe zwischen der Staustufe Geesthacht und der Elbmündung in die Nordsee, welches infolge der schweren Sturmflut 1962 entwickelt wurde.
Das von Juni 1969 bis August 1971 gebaute Sperrwerk schützt die an der Schwinge liegenden Ortschaften, insbesondere die Hansestadt Stade. Die Baukosten des Sperrwerks beliefen sich auf umgerechnet rund 7,5 Mio. Euro. Verbaut wurden rund 7000 m³ Stahlbeton, 900 t Betonstahl und 1200 t Stahlspundwand. Das Bauwerk ist 34 m breit und ebenso tief. Die Schifffahrtsöffnung, die eine lichte Breite von 16 m hat, kann durch zwei zweiteilige Stemmtore verschlossen werden. Geschlossen wird das Sperrwerk ab einem Wasserstand von 2,4 m über NN.
Betrieben wird das Sperrwerk von der Betriebsstelle Stade desNiedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Bauträger ist der Deichverband Südkehdingen (jetzt Kehdingen-Oste). Das Sperrwerk wird ca. 60-80-mal im Jahr wegen Sturmfluten (NN +2,40m = PNP +7,40m) geschlossen.
14 Reiher am Wegesrand
Und kurz vor Ende der Fahrt gibt es nach Röhricht und Riesenpötten auch noch den Reiher.
Der Graureiher (Ardea cinerea), auch Fischreiher genannt, erreicht eine Körperlänge von 90 bis 98 Zentimeter und wiegt meist zwischen 1 und 2 Kilogramm. Die Flügelspannweite beträgt zwischen 175 und 195 Zentimeter. Das Gefieder des Graureihers ist auf Stirn und Oberkopf weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat schwarze Augenstreifen sowie drei lange schwarze Schopffedern. Der lange Schnabel ist gelblich und geht auf dem Schnabelfirst ins Bräunliche über. Der Schnabeltyp ist der Pinzettenschnabel. Die drei langen Vorderzehen sind am Stelzenbein weit auseinander gespreizt und verhindern das Einsinken in den weichen Untergrund.
Während der Nahrungssuche schreiten sie in der Regel langsam mit vorgestrecktem Hals. Graureiher fliegen mit langsamen Flügelschlägen und bis auf die Schultern zurückgezogenem Kopf und einem s-förmig gekrümmten Hals. Nur während des Abflugs und bei der Landung ist der Hals vorgestreckt.
Graureiher sind Lebensraumgeneralisten, die gleichermaßen an Süßgewässern im Landesinneren, an Flussmündungen sowie in Küstenregionen zu Hause sind. Ihre Ansprüche an ihren Lebensraum sind relativ gering. Sie benötigen eine Nähe zu Gewässern mit Flachwasserzonen, verhältnismäßig große Beute und vier bis fünf Monate, in denen die Gewässer nicht zufrieren. Entsprechend findet man sie an Seeufern, Flüssen, Überschwemmungszonen, Schilfgürteln, Sümpfen, Teichen, Stränden, Mangroven und Salzmarschen. Weideflächen, die sich in einiger Entfernung vom nächsten Gewässer befinden, werden gleichfalls genutzt. Er sticht blitzschnell nach kleineren Fischen, Fröschen, Molchen, Schlangen und Wasserinsekten. Er frisst auch Ratten und Schermäuse, die er – wie auch die anderen Nahrungstiere – im Ganzen verschlingt.
15 Rückkehr in den Stader Hafen
Nach drei Stunden und vielen Erlebnissen kehrt der Tidenkieker in den Stader Hafen zurück.
Vorbei an der Stader Hafencity, dem Gasometer und der Greundiek legt er wieder am Ponton auf der Stadtseite an. Wer jetzt noch etwas Zeit hat, braucht nur über die Strasse zu gehen und erreicht den alten Hansehafen, er liegt in der historischen Altstadt der Hansestadt Stade und ist ein Binnenhafen an der Schwinge. Er war ursprünglich eine Tidehafen, d.h. über den Unterlauf der Schwinge mit der Elbe und ihren Gezeiten verbunden. In Folge der großen Sturmflut vom Februar 1962 ist er seit 1968 vom Tidegewässer durch ein Wehr und eine darüber geführte Straße abgetrennt. Der Hafen wird über seine gesamte Länge von zwei Straßenzügen mit historischen Fachwerkhäusern eingerahmt. Im Südwesten wird der Hafen durch die Hudebrücke am Fischmarkt, eine backsteingemauerte Tonnengewölbebrücke, begrenzt.
Seit 1968 ist der Hansehafen zwar nicht mehr schiffbar, wegen seines pittoresken Charmes hat er sich seitdem aber zum Tourismusmagnet entwickelt. So werden die historischen Kaimauern heute vorwiegend gastronomisch genutzt, insbesondere während des Sommerhalbjahres. Hier kann man den Tag maritim ausklingen lassen