01 Start zur Waterkant
Start für die Tidenkiekertour „Waterkant – Robben, Watt und Küstenschiffe“ ist der Anleger auf der Elbinsel Krautsand, welche zwischen Hamburg und Cuxhaven liegt und mit zwei Brücken mit dem Festland verbunden ist. Bereits seit 1575 urkundlich erwähnt, entstanden die ersten Häuser erst 1620.
Während man auf dem Ponton auf den Tidenkieker wartet hat man einen wunderbaren Blick auf die Elbe. Ob Containerriese, Segler oder Ozeanriesen, auf dem Weg nach Hamburg oder in die Nordsee müssen sie hier vorbei und sind zum Greifen nah. Und bringen den Ponton in ihren Wellen unter Knarren zum Schaukeln.
02 Volle Fahrt voraus – die Fähre von Wischhafen nach Glückstadt
Auf dem Weg zur Brammer Bank trifft der Tidenkieker auf die „Wischhafen“, ein 1988 auf der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde gefertigtes Fährschiff. Die Ladekapazität des Fährschiffs beträgt ungefähr 60 Pkw.
Sie gehört zur Flotte der Reederei Elbfähre Glückstadt-Wischhafen, welche die Fährverbindung zwischen beiden Orten betreibt. Seit der Stilllegung der Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven ist sie die letzte Möglichkeit elbabwärts von Hamburg, die Elbe zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachen mit Kraftfahrzeugen oder Fahrrädern zu überqueren. Die Fährstrecke beträgt etwas 4,5 km und die Fahrtdauer beträgt 25 Minuten.
03 Seehunde im Blick auf der Brammer Bank
Die Brammer Bank ist die einzige Sandbank im Fahrgebiet, die vom Festland getrennt ist. Sie wird bei Hochwasser komplett überflutet. Bei Niedrigwasser fällt eine eindrucksvolle Wattlandschaft trocken, deren höchste Bereiche fast drei Meter über dem mittleren Niedrigwasser liegen.
Die Brammer Bank ist regelmäßig bei NW Rastplatz für zahlreiche Seehunde, die sich von dem Tidenkieker nicht stören lassen. Ein interessierter Blick und schon ist das kleine grüne Schiff auch schon wieder weg. Die Anzahl der Seehunde im Bereich der Tideelbe zeigt einen steten Aufwärtstrend mit 87 Tieren im Jahr 1989 und 714 Tieren im Jahr 2018 (Bericht der bfg von 2019 von Dr. T. Taupp)
Der Seehund (Phoca vitulina) ist eine in allen nördlich-gemäßigten Meeren verbreitete Robbe aus der Familie der Hundsrobben.
Seehunde sind im Vergleich zu der anderen an deutschen Küsten verbreiteten Robbe, der Kegelrobbe, kleine und schlanke Robben. Von der Kegelrobbe unterscheiden sie sich auch durch ihren rundlichen Kopf. Die Färbung ist regional sehr variabel; in deutschen Küstengewässern sind Seehunde dunkelgrau gefärbt und haben unregelmäßig über den Körper verteilte schwarze Flecken. Sie sind sehr gute Schwimmer, die bis zu 200 m tief und 30 Minuten lang tauchen können. Für gewöhnlich dauert ein Tauchgang aber nur drei Minuten. Ausgewachsene Seehunde fressen ausschließlich Fische, und zwar Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische.
Im Wasser sind Seehunde einzelgängerisch, auf Sandbänken kommen sie oft zu kleinen Gruppen zusammen. Sie sind jedoch keine sozialen Tiere. Auf den Sandbänken findet man sie daher meistens gleichmäßig verteilt, mit eineinhalb Metern Mindestabstand zwischen zwei Tieren.
04 Brokdorf in Sicht – noch ist es an!
In Fahrtrichtung erscheint auf schleswig-holsteinischer Elbseite das Kernkraftwerk Brokdorf. Der Druckwasserreaktor wurde 1986 in Betrieb genommen. Das Kernkraftwerk gehört heute den Unternehmen PreussenElektra GmbH und Vattenfall und ist mit 1480 MW Bruttoleistung eines der leistungsstärksten Kernkraftwerke in Deutschland. Die endgültige Ausschaltung des Kernkraftwerks Brokdorf muss laut Atomgesetz spätesten am 31.12 2021 erfolgen.
05 Peking – von NY über Wewelsfleth nach HH
Ein Abstecher nach Wewelsfleth zur Peterswerft. Hier liegt seit dem 02. August 2017 die Viermast-Stahlbark Peking. Die 1911 bei Blohm & Voss in Hamburg vom Stapel gelaufene Peking ist nach einer aufwendigen Überführung per Dockschiff von New York unter der Leitung der Stiftung Maritim für eine aufwendige Restaurierung nach Wewelsfleth verholt worden.
Der Viermaster, 115 m lang, 14,4 m breit, der unter dem Begriff Flying P-Liner der Reederei F. Laeisz als Frachtschiff Salpeter aus Chile transportierte, soll nach der Instandsetzung in ihren Heimathafen Hamburg verholt werden, wo sie die Hauptattraktion im neuen großen Hafenmuseum sein wird.
06 Stör – Fluß oder Fisch?
Nach einer kurzen Stippvisite in die Stör, ein im Kreis Segeberg entspringender Nebenfluss der Elbe, geht es zurück Richtung Schwarztonnensand.
Die Stör ist von Itzehoe bis zur Mündung für die professionelle Schifffahrt schiffbar, wobei diese an Bedeutung in den letzten Jahren verliert. Die Sportschifffahrt benutzt die Stör auch noch oberhalb Itzehoe.
Wir passieren das 1975 erbaute Störsperrwerk mit seine zwei 22 m breiten Schifffahrtsöffnungen und erreichen die Elbe.
Der Stör – seit 2009 wird versucht, den nahezu ausgestorbenen Europäischen Stör wieder anzusiedeln. Ein Gedenkstein im Itzehoer Stadthafen erinnert an das erstmalige Aussetzen von 53 Exemplaren im Rahmen des Störschipperfestes.
Störe waren ursprünglich in den meisten deutschen Gewässern heimisch. Der Europäische Stör (Acipenser sturio) besiedelte die Nordsee und den Atlantik und stieg in die dort mündenden Flüsse zum Laichen auf.
07 „Küstenschiff“ – von HH kommend, in See gehend
Robben, Watt und Küstenschiffe … hier treffen wir auf unserem Weg auf ein Containerschiff der Mærsk Line, der weltweit größte Containerschiff-Reederei. Sie gehört zur dänischen Unternehmensgruppe A. P. Møller-Mærsk.
Die knapp 400 Meter lange, 2007 gebaute, Edith Mærsk hat eine Kapazität von 15550 TEU (Standardcontainer). Das unter dänischer Flagge fahrende Schiff hat den Heimathafen Roskilde und kann mit seiner 80080 Kilowatt starken MAK Hauptmaschine das 160.000 Tonnen tragende Schiff auf 25 Knoten beschleunigen.
08 Schwarztonnensand, das einsame Eiland
Eine Besonderheit ist das Anlanden an der Nordspitze von Schwarztonnensand. Der Sand darf nur mit dem Tidenkieker unter fachkundiger Führung besucht werden.
Schwarztonnensand ist eine unter Naturschutz stehende Binneninsel in der Unterelbe. Sie liegt gegenüber Asselersand und gehört zur Gemeinde Drochtersen. Sie ist etwa 3.500 Meter lang und etwa 400 Meter breit.
Der Schwarztonnensand war ursprünglich eine Schlickbank, die erst 1968/1969 mit Sand aus der Fahrrinne aufgespült worden ist und in den ersten Jahren eher einer flachen, mit Strandgräsern bewachsene Düne ist.
Am 16. August 1985 wurde der Schwarztonnensand zum Naturschutzgebiet. Im Dezember 2018 ging das Naturschutzgebiet im neu ausgewiesenen Naturschutzgebiet „Elbe und Inseln“ auf. Das Kennzeichen des Naturschutzgebietes war NSG LÜ 126.
Bereits seit 1973 wird das Gebiet von März bis Oktober von einem Vogelwart des Vereins Jordsand betreut. Der Sand ist heute Lebensraum und Rastplatz für viele Arten von Wasservögeln.
09 Fundstücke aus der Elbe
Während einer kurzen Pause können die Gäste den einsamen Strand auf Schwarztonnensand erkunden, Strandgut sammeln oder einfach den freien Blick auf die Elbe und die Schiffe, die vorbeiziehen, genießen.
Für einen kurzen Moment kann man sich wie Robinson Crusoe fühlen. Oder die Einsamkeit nachempfinden, die der einzige Mensch auf der Insel, der Vogelwart des Vereins Jordsand von März bis Oktober ohne Strom und fließend Wasser erlebt.
10 Rückkehr nach Krautsand
Nachdem der Tidenkieker wieder alle Gäste an Bord genommen hat, geht es zurück zum Anleger Krautsand, wo die Fahrt begonnen hat und jetzt nach drei Stunden endet.
Die drei W´s, Wind, Wasser, Wetter, haben an diesem Tag mitgespielt und diese Fahrt für die Gäste zu einem Naturerlebnis der besonderen Art gemacht.
Und das Besondere ist … alle Fahrten sind anders. Auch wenn die Route vielleicht dieselbe ist, ist das Erleben von Tag zu Tag, von Fahrt zu Fahrt, von Mensch zu Mensch verschieden.
Darum einfach mal einsteigen und mit uns auf kleine Fahrt gehen.