Torfmoose machen Moor

Torf bildende Moose der Gattung Spagnum wachsen jährlich rund 10 Zentimeter dem Regen entgegen. Ihre pflanzlichen Vorfahren lassen sie unter sich im Untergrund des Kehdinger Moores zurück. Der Torfmächtigkeit nimmt dabei jährlich um rund einen Millimeter zu. Die Mächtigkeit ungestörter Torfmoosschichten lag ursprünglich nach gut 4000 Jahren somit bei 4 bis 5 Metern. Darunter findet sich noch eine meterdicke Schicht aus Schilftorf. Scharfe Grenzen zwischen den verschiedenen Schich­ten zeigen, dass nach Jahrhunderte langen stabilen ökolo­gischen Verhältnissen ein plötzlicher Wechsel der Lebensbedingungen stattgefunden haben muss. So liegen die ver­schiedenen Torfe wie ein ökologisches Geschichtsbuch übereinander.

 

Torfmoos auf wieder vernässter Fläche. Foto: Christian Schmidt

Weißtorf kündet von nassen Jahren

Fast unzersetzt liegen abgestor­bene Torfmoospflanzen in dünnen Lagen übereinander. Die Pflanzen sind so gut erhal­ten, dass Spezialisten heute noch die Torfmoosarten im Weißtorf bestimmen können. Neben den Torfmoospflänz­chen findet man weitere in­teressante Überreste von Pflan­zen und Tieren. Flügeldecken von Käfern, Wollgrasreste und Blütenpollen aus der Umge­bung ermöglichen die genaue historische Rekonstruktion des damaligen Klimas und der Pflanzenwelt des Kehdinger Moores.

Das Klima in der Zeit der Weiß­torfbildung entsprach in etwa unserem heutigen Klima. Ganzjährig stand dem Moor ein Überschuss an Regenwasser zur Verfügung. Auch im Hoch­sommer lag der Wasserspiegel des Moores dicht unter der Oberfläche. Kurze Trockenpe­rioden wurden durch die enorme me Wasserspeicher kapazität des Tor­fes (95%) und der Torfmoose abge­puffert. Weißtorf­mächtigkeiten von bis zu drei Metern fanden sich im ursprüng­lichen Kehdinger Moor.

Allein durch die Entwässerung sind diese Schichten um die Hälfte gesackt.

Torfschichten im Kehdinger Moor

Schwarztorf kündet von trockenen Sommern in vorchristlicher Zeit

Schwarztorf wurde wie der Weißtorf im Wesentlichen von Torfmoosen gebildet. Man erkennt jedoch keine Torfmoospflanzen im Schwarztorf. Lediglich derbere Pflanzenteile wie die Wurzeln der Wollgräser oder Stängel der Heidekräuter sind auch im Schwarztorf gut erhalten. Offen­sichtlich war das Klima in der Zeit der Schwarztorfbildung (2.000 V. Chr. -Christi Geburt) wärmer und trocke­ner. In den Sommermonaten war daher die Mooroberfläche ausge­trocknet. Sauerstoff gelangte in die obersten Moorschichten und be­günstigte die Zersetzung der abge­storbenen Torfmoospflänzchen. Ei­nen Hinweis auf das trockenere Kli­ma geben uns die zahlreichen Stän­gel der Besenheide. Diese Pflanze finden wir noch heute auf trocke­nen Moorstandorten.

Schilftorf oder Darg – die Reste eines Niedermoores

Unter dem Schwarztorf liegt eine Bodenschicht, in der man weiße Schilfwurzeln und Stängelab­schnitte erkennt. Eingebettet ist das Pflanzenmaterial in Tonsedi­mente. Es handelt sich bei dieser Schicht also nicht um einen reinen Torf. Die Tonpartikel zeugen von Sturmfluten, die das Niedermoor von 5.000 bis 2.000 v. Chr. gelegent­lich überschwemmt haben und da­bei ihre Schlickfracht hinterließen.

Der Schilftorf ist äußerst reich an Nährstoffen. Als Rohstoff findet er keine Verwendung. Früher wie heute wird nur der Moostorf bis auf die Schilftorfschicht abgebaut.

Reste von Bruchwäldern (Birke, Erle) findet man im Kehdinger Moor nur in den Randbereichen. Das Kehdinger Niedermoor war also über viele Jahrtausende unbe­waldet und dicht mit Röhrichten bestanden.

Torfmoose im Kehdinger Moor

Botaniker unterscheiden über 30 verschiedene „Torfmoosarten“ der Gattung Sphagnum. Im Kehdinger Moor kommen davon rund zehn Arten vor. Sie haben unterschiedliche Ansprüche an Feuchtigkeit und Säuregrad des Wassers und tragen mehr oder weniger zur Torbildung bei. Im Kehdinger Moor sind mindestens 10 Tormoosarten zu finden, die interschiedliche Ansprüche an den Standort haben.

NameBotanischer NameStandort
Spieß-TorfmoosSphagnum cuspidatumÜberstaute Fläche
Trügerisches TorfmoosSphagnum fallaxÜberall vorkommend
(Übergang vom
flanNiedermoor zum Hochmoor
Kahnblättriges TorfmoosSphagnum palustreBulten- und Torfbildner
Warziges TorfmoosSphagnum papillosumBulten- und Torfbildner
Sparriges TorfmoosSphagnum squarrosumGehölzen
Rötliches TorfmoosSphagnum rubellum
Mittleres TorfmoosSphagnum medium
(magellanicum)
Dichtes TorfmoosSphagnum compactum
Spitzblättriges TorfmoosSphagnum nemoreum
Gefranstes TorfmoosSphagnum fimbriatum
  • Torfprofil
  • Torfabbauflächen
  • Schlenken und Bulten
  • Vernässungsflächen mit wachsendem Torfmoos
  • Torfmoosarten
  • Torfmoos als Wasserspeicher (Bleichmoos)

Bitte beachten Sie:

Beobachtungen in Natur und Landschaft sind von Jahreszeit, Wetter und anderen Faktoren abhängig. Eine Garantie, hier genannte Arten bei einem Ausflug zu sehen, besteht natürlicherweise nicht!

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