Landschaft im Wandel
Der Wandel des Kehdinger Moores lässt sich anschaulich anhand historischer Karten belegen. Innerhalb von nur 200 Jahren wurde die ursprüngliche Wildnis als Rohstoffquelle und Siedlungsraum erschlossen, in Ackerland, Wiesen und Weiden verwandelt. Die letzten Reste (weniger als ein Prozent der ursprünglichen Fläche) stehen heute zwar Großteils unter Schutz – sind aber kaum mit der riesigen ursprünglichen Hochmoorfläche zu vergleichen. Viele Pflanzen und Tiere des Hochmoores sind ausgestorben.
1767 Kurhannoversche Landesaufnahme
Größte Sorgfalt legten die Kartographen der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts an den Tag. Mit Tusche und chinesischer Tinte erstellten sie erstmals ein detailliertes, unverfälschtes Kartenbild von Landschaften und Siedlungen. 1767 erreichten die Offiziere das Kehdinger Moor. Für die Darstellung der 4000 Hektar Wildnis zwischen den Flüssen Oste und Elbe reichte ihnen eine grobe Schraffur. Rund 22 Kilometer lang und bis zu 5 Kilometer breit erstreckt sich die Moorlandschaft.
Auf der nordöstlichen (Elb)-Seite des Moores dokumentierten die Kartographen aber bereits in Ziegelrot die zahlreichen Katen der Moorbauern – aufgereiht wie auf einer Perlenkette. Kleine Felder sind am Moorrand eingezeichnet. Die Erschließung des Moores beginnt.
Auf der westlichen Seite zur Oste hin ist die Besiedlung nicht so eng. Dort ist noch ein großer See bei Großenwörden zu erkennen. Wie eine Insel im wilden Moor liegt das Waldstück „Die Große Villa“ (heute Groß Sterneberg) im Südwesten.
Preußische Landesaufnahme 1880 – 1898
Nur gut 100 Jahre trennen die Preußische Landesaufnahme von der Kurhannoverschen. Innerhalb zweier Generationen haben die Menschen das Kehdinger Moor schon zu einem großen Teil kultiviert. Übrig geblieben sind als geschlossene Moorbereiche das Oederquarter Moor das Wolfbrucher Moor, das Aschhorner/Königsmoor und eine große Fläche im Süden.
Der Torfabbau sollte zwar noch ein halbes Jahrhundert mühsam per Hand erfolgen. Doch fortschreitende Technik (Industrielle Revolution) ermöglichte beispielsweise eine effizientere Entwässerung im Randbereich. Die Entwässerung erfolgte längs der „Scheidung“ nach Osten zur Elbe und nach Westen zur Oste hin. Kleinbauern am Moor bauten Torf für ihre Öfen ab. Auch für die Ziegeleien an der Elbe diente Torf neben importierter Kohle als Brennstoff. Auf den abgetorften Flächen bauten die Moorbauern Schwarzhafer, Kartoffeln und Roggen an. Auch Heu für die wenigen Schweine, Schafe, Kühe und Pferde wurde auf den Moorflächen gewonnen. Buchweizen, lange die klassische Frucht der Moorbauern, geriet um 1900 aus der Mode.
2020 Industrieller Torfabbau, Landwirtschaft und Renaturierung
Industrieller Torfabbau und Landwirtschaft mit modernen Maschinen, Entwässerung über Hochleistungs-Schöpfwerke und der Einsatz von Kunstdünger: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind über 90 Prozent der Kehdinger Hochmoorwildnis durch wirtschaftliche Nutzung zerstört worden. Als Brennstoff spielt der Torf schon lange keine Rolle mehr. Stattdessen wird der Rohstoff überwiegend für die Herstellung von Aufzucht- und Pflanzerden genutzt. Kunden sind Erwerbs- und Hobbygärtner. Die Landwirtschaft erfolgt auf Grünland (teils über Torfgrund) und im 21. Jahrhundert auch in Form von Maisanbau.
Im Bereich Aschhorner/Königsmoor befanden sich 2020 und in den Folgejahren noch 140 Hektar Moor in der Torfabbauphase, die anschließend wieder vernässt und dem Naturschutz überlassen bleiben. 350 Hektar sind bereits in der Phase der Renaturierung. Teile des Kehdinger Moores sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden, darunter das Oederquarter Moor im Norden sowie Wasserkruger Moor und Willes Heide im Süden. Ziel ist es, im Kehdinger Land wieder eine „Moorwildnis aus zweiter Hand“ entstehen zu lassen.
- Moorrand Königsmoor
- Torfabbau
- Weiden am Moorrand
- Entwässerungsgräben
- Moordämme
- Die Scheidung
- Gut Moorwerben
Bitte beachten Sie:
Beobachtungen in Natur und Landschaft sind von Jahreszeit, Wetter und anderen Faktoren abhängig. Eine Garantie, hier genannte Arten bei einem Ausflug zu sehen, besteht natürlicherweise nicht!